Secondhand September: Alte Teile für die wir Komplimente bekommen | Schweizer Illustrierte

2022-06-10 18:44:38 By : Ms. Gita Zhang

Manchmal ist es nicht nur eine kurze Affäre, sondern echte, tiefgehende Liebe. Und manchmal geht es dabei nicht um unsere Partner, sondern um Lieblingsteile, die uns auch nach Jahren noch begleiten. Zum Secondhand September zeigt die Style Redaktion ihre liebsten, alten Gefährten.

Die Style-Redaktion macht beim Secondhand September mit und zeigt ihre liebsten, alten Teile.

Mal ehrlich; könnt ihr noch zählen, wie viel Kleidung ihr eigentlich besitzt? Für fast jeden von uns gilt: Bereits mehr als genug. Doch statt den Konsumwahn herunterzufahren shoppen wir alle weiterhin fleissig Fast Fashion, die ebenso schnell wieder in der Altkleidersammlung landet, wie wir sie gekauft haben. Diesen September hat Oxfam, ein Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, dazu aufgefordert, genau dieses Verhalten zu stoppen. Die Challenge: 30 Tage lang keine neue Kleidung kaufen und stattdessen Vintage zu shoppen und das zu tragen, was wir bereits besitzen. Wir haben mitgemacht – und präsentieren zum Endspurt Lieblingsstücke, die uns schon seit Jahren begleiten und für die wir bis heute jede Menge Komplimente einheimsen.

Ich weiss ziemlich genau, wie alt mein Trenchcoat ist, weil ich mich noch gut an die lange Suche nach einem passenden Exemplar erinnere. Sie war lang und steinig und ich hatte eigentlich schon aufgegeben. Und dann lief mir im Herbst 2014 dieses Exemplar von Topshop über den Weg, dass mir eigentlich weder lang noch gross genug erschien (bis heute lechze ich noch nach einem grösseren, längeren Exemplar), in das ich mich aber trotzdem verliebte. Tja, was soll ich sagen, mein Trenchcoat hat bisher schon gute Dienste geleistet, viele nette Dinge zu hören bekommen und passt dabei so zu ziemlich allem in meinem Kleiderschrank. Am liebsten trag ich ihn aber ganz easy mit Jeans und T-Shirt. Oh, und nur so am Rande: Die Tasche um meinen Körper ist noch eine ganze Ecke älter (ich glaube es sind jetzt 7 Jahre) und tatsächlich von einem grossen, schwedischen Moderiesen. Für sie bekomme ich haufenweise Komplimente, seitdem ich den Gurt durch ein hochwertigeres Exemplar ausgetauscht habe (das leider das dreifache der Tasche selbst gekostet hat) und bin froh, dass ich mit dem Gang zur Altkleidersammlung ein bisschen länger als üblich gewartet habe.  

Seit einem halben Jahrzehnt begleitet Malins Trenchcoat sie jetzt schon in allen Lebenslagen und zu jeder Klamotte. 

Gut, dass ihr nicht seht, wie ausgefranst die Säume sind und wie nervig der Satin langsam Fäden zieht. Das gute Ding hab ich damals einfach mitgenommen, weil es riesig ist. I love Zelte. Schon immer. Am schönsten ist der Kaftan / das Kleid (eigentlich hat es ja den Schnitt eines riesigen Blazers) im Sommer mit nix drunter (halt stopp, Unterwäsche), wenn es so richtig schön reinweht. Es ist andererseits ein einziger Eiertanz mit dem Kaftan / Kleid, weil das Teil nur einen einzigen Knopf hat. Oben passt dann immer meine Lieblingsbrosche – eine Hand, die einen Perlenstrang ausschüttet – auf, dass nix auffliegt, untenrum müssen meine eigenen Extremitäten herhalten, wenn Mutter Natur Marylin-Monroe-Momente plant. Im Herbst wird jetzt einfach fröhlich gelayert. Weggeben mag ich den Kaftan / das Kleid nämlich nicht. Meine Mitmenschen schätzen es sehr, wenn ich flatternd um die Ecke biege.

Das ist Linda, die Fledermaus, die ihre Flügel keinesfalls stutzen will.

«Weiss und ich, das kommt nicht gut.» Dieser Gedanke geht mir auch heute noch vor jedem Tragen meiner Stoffhose durch den Kopf. Damals, vor knapp vier Jahren, als ich das gute Stück mit meiner besten Freundin zusammen erstanden habe, plagten mich deswegen Zweifel. Nach kurzem Überlegen kaufte ich sie – für den Notfall hätte ich ja meine Mama, die wirklich einen Preis in der Kategorie «schlimme Flecken entfernen», bekommen sollte. Einige brutale Tomatenflecken (danke Mami!) und Jahre später, liebe ich das günstige Teil noch immer. Grund dafür ist der hohe Bund und die schöne Bundfalte. Und nicht nur bei mir kommt das Zara-Höschen an. Auch meine Mitmenschen fragen mich regelmässig, wo ich sie denn wohl erstanden habe. Mein Standardspruch: «Danke, die ist leider schon alt und nur von Zara. Aber so eine ähnliche gibt es bestimmt noch, musst du mal nachgucken!». Und so gebe ich auch euch diesen Spruch mit auf den Weg. Nur, dass ihr nicht selbst suchen müsst. Ich habe unten ein ähnliches Modell für euch verlinkt. Ich weiss. Gern geschehen!

Allen Flecken zum Trotz liebt Denise ihre weisse Bundfaltenhose noch immer. 

In meinem Kleiderschrank dominieren Schwarz, Weiss und Grau. Mein roter Strickpulli gehört zu den wenigen farbigen Pieces, die ich besitze. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er sich einen besonderen Platz in meinem Herzen erobert hat – und ich immer wieder Komplimente für ohn bekomme. Ich sollte wahrscheinlich etwas mutiger werden und mich in Sachen Farben mehr ausleben. Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein. Aber meine Laune scheint um einiges besser zu sein, wenn ich ihn trage. Und sobald sich im Herbst die ersten Blätter bunt färben, steht auch mein roter Strickpulli wieder in den Startlöchern. Super bequem, dank hohem Kragen schön warm und der einzige Makel nach all den Jahren sind klitzekleine Fusel. Aber die sieht man kaum.

Jana trägt den Strickpulli von Vero Moda jeden Herbst aufs Neue. 

Auf meinen Lederrock von Topshop bin ich ehrlich gesagt ziemlich stolz. Für mein Alter sind vier Jahre im Kleiderschrank nämlich eine halbe Ewigkeit: Dieser kleiner, weinrote Begleiter hat all meine pubertären Phasen, vom Rock-Girl bis über zum Blumenkind, ohne Schäden (!) überlebt. Ausserdem lässt mich er mich nostalgisch werden: Als ich meinen ersten Lohn bekam, war der Rock eines der Teile, den ich mir von meinem eigens verdienten Geld geleistet habe. Seither kombiniere ich ihn gerne mit einem gemütlichen Pulli und habe dafür auch schon einige nette Worte eingesackt. Am liebsten trage ich ihn aber an Weihnachten, weil die Farbe immer so toll mit dem Christbaum matcht. Und ich gebe zu: Dieser Rock hat mir auch schon einen Drink spendiert. Auf einer Weihnachtsfeier, versteht sich.

Lara ist gerade zarte 19 und dennoch schon vier Jahre in ihren Rock verliebt.