William Wegman: Der Fotograf der Menschen zu Weimaranern und Weimaraner berühmt machte | STERN.de

2022-09-23 20:21:26 By : Mr. Zhike Wang

Es war im Jahr 1971, als William Wegman, damals 26 Jahre alt, von Wisconsin nach Kalifornien zog und seinen ersten Weimaraner kaufte, Man Ray. Benannt nach einem seiner Lieblingskünstler begann mit Man Ray eine Serie in Wegmans künstlerischem Schaffen, die sich über Jahrzehnte hinzog. Auf Man Ray folgte Fay Ray und ihr wiederum Generationen weiterer Welpen, zehn waren es wohl in knapp 50 Jahren. Wegman schuf mit seinen silber-grauen Hunden auf Polaroid eine ikonenhafte Fotografiereihe, bei der die Ausstattung der Hunde – ob über Kleidung oder Gegenstände – aus dem Leben in den USA erzählen. Der heute 76-jährige Künstler produzierte eine riesige Bandbreite an Filmen, Büchern, Kinderbüchern und, natürlich, Fotografien. Viele seiner Werke sind in Deutschland nicht unbedingt bekannt, doch was wohl jedem Deutschen schon einmal über den Weg gelaufen ist, ist einer seiner Weimaraner.

Eigentlich hatte Wegman nie vorgehabt, Hunde zu fotografieren. Doch als Man Ray in sein Leben gekommen war, hatte er keine andere Wahl, der Welpe stand sofort im Zentrum der Aufmerksamkeit. "Er war unglaublich", schreibt Wegman. "Außer, wenn er vor der Kamera stand – dann verhielt er sich anders." Im Scheinwerferlicht war er so ruhig und still wie ein Objekt. Während Wegman mit Man Ray noch nicht allzu viel herumexperimentierte, okay, er lackierte ihm mal die Nägel, war es seine Hündin Fay, mit der er richtig arbeitete. "Sie brauchte das", erklärt Wegman.

"Being Human", das 2017 erschienen ist, besteht aus einer Sammlung von Polaroids, auf denen einige seiner Hunde zu sehen sind – von der ernsten Fay über die gelangweilt schauende Batty bis zur athletischen Candy. Wegman beschreibt die Charaktere seiner Hunde wie Eltern über ihre Kinder, Freunde oder Weggefährten reden würden, liebevoll, aber für ihn wie ein offenes Buch.

Der Bildband, aus dem vom 8. September 2019 bis zum 6. Januar 2020 eine Auswahl von rund 90 Arbeiten im Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano, ganz im Süden der Schweiz, gezeigt werden, vermittelt deswegen häufig gar nicht den Eindruck, dass es sich bei den Protagonisten um Hunde handelt. Zur ernst ist ihr Blick, zu selbstverständlich tragen sie Kleidung, Perücken und Hüte – oder balancieren zum Beispiel einen umgedrehten Barhocker auf dem verlängerten Rücken. Zur Einstimmung zeigen wir zehn Motive aus der Ausstellung – und ersparen dem geneigten Leser jede Form von Interpretation, die dem Humor Wegmans ohnehin nie gerecht würde.

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