Hollywood: Shooting mit Vintagemode in Los Angeles

2022-09-30 20:35:36 By : Ms. Angel Huang

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26. September 2022 • Pool, Palmen, eine Villa und ein Rundumblick über Los Angeles: Der Mulholland Drive in den Hollywood Hills ist das richtige Setting für eklektische Mode des Moments. Von gestern für heute: gute Aussichten!

Alles Vintage? Aber ja! Alle Kleider, die in unserem Shooting gezeigt werden, stammen aus der Boutique Aralda Vintage in Los Angeles. Alle Personen, die auf den Bildern zu sehen sind, arbeiten in dieser Wunderkammer unweit des Hollywood-Zeichens. Auch die Gründerin Brynn Jones, eine feste Größe in der Modewelt von Los Angeles, trägt für uns einige ihrer ikonischen Stücke aus dem Laden.   Die Mode des Moments ist nicht neu – und doch sehr aktuell. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. In den vergangenen Jahren wurde über schon getragene Mode primär im Kontext von Preis und Nachhaltigkeit gesprochen. Outfits aus Secondhand-Stores sind oft erschwinglicher als Neuware. Sie setzen zudem der Umweltbelastung durch die Fast Fashion etwas entgegen.   Das Thrifting, also das Einkaufen in Vintage-Läden, ist besonders für jüngere Leute eine Form von ethisch vertretbarem Konsum. Die Generation Z macht laut dem Online-Versandhaus ThredUp rund 40 Prozent des 28 Milliarden Dollar schweren globalen Markts der Vintage-Käufer aus. Während es früher als verpönt galt, Kleider mehrmals zu tragen, geht es heute eher darum, einen eigenen Stil herauszubilden. Das zieht sich durch, vom günstigen Band-T-Shirt bis hin zur edlen Abendrobe.  

So sieht es auch Brynn Jones. „Vintage-Kleider zu tragen ist immer ein Ausdruck von Individualität“, sagt die Ladenbesitzerin, die sich, abgesehen von Basics, ausschließlich in Designerkreationen der vergangenen Dekaden blicken lässt. Dass Secondhand-Kleidung heute viel mit gutem Stil zu tun hat, liegt auch am Wahn rund um die It-Pieces der jeweiligen Saison. Kurze Schulmädchen-Röcke bei Miu Miu oder klobige Boots in poppigen Farben bei Bottega Veneta? Die Teile einer Saison identifizieren kann auch dank sozialer Medien heute jeder, der sich nur einen Hauch für Mode interessiert. Wer genügend Geld hat, kauft sich die Teile einfach – oder eine preisgünstigere Anlehnung.  

Für Vintage-Kleidung hingegen muss man sich mit Mode und letztlich auch mit dem eigenen Geschmack auseinandersetzen. Dass es für den nicht reicht, mit dem passenden Kleingeld die richtigen Kaufentscheidungen zu treffen, hat man mittlerweile sogar auf dem roten Teppich verstanden. Immer mehr Prominente lassen sich dort in Vintage-Kleidern ablichten. Zuletzt erregte Kim Kardashian großes Aufsehen – in einem Kleid, das einst Marilyn Monroe getragen hatte.   Brynn Jones stattete zuletzt etwa Amber Valetta für die Met Gala und Bella Hadid für die Prince’s Trust Global Gala aus. Den Weg dorthin ebnete ihr der bislang vielleicht medienwirksamste Coup: Die Stylistin von Olivia Rodrigo lieh bei ihr ein rosafarbenes Vintage-Chanel-Kostüm aus, das der Popstar zu einem Termin im Weißen Haus trug. Die amerikanische Presse pries Rodrigos Outfit für genau die richtige Dosis Teenie-Idol mit politischem Auftrag und Vorbildfunktion.  

Und noch etwas hat dazu beigetragen, Vintage-Mode hollywoodtauglich zu machen. Das Tragen von neuen Designer-Kleidern auf dem roten Teppich und ähnlichen offiziellen Events war zuletzt sowieso nur noch ein gigantischer Marketing-Rummel. Marken vergüteten Prominente teils fürstlich, damit sie ihre alten Entwürfe trugen – es ging und geht also nicht mehr um die Kleider, sondern primär um Geld.   Es geht in diesem Kontext auch nicht darum, die günstigsten Schnäppchen zu machen. Je kostspieliger und exklusiver die Nische, desto besser sieht man auch, wie sich der Luxusbegriff verschiebt: Die Kleider, die in Jones‘ Geschäft Aralda Vintage hängen, sind eben nicht irgendwelche Kleider, sondern Vivienne Westwood 1998, Gianni Versace 1992 oder Comme des Garçons 1997. Sich mit Geld alles kaufen zu können? Das ist passé. Luxus, das bedeutet heute auch: Wissen.   Brynn Jones, die nie eine Modeschule besuchte, hat sich dieses Wissen selbst angeeignet, „mit etlichen Büchern und gefühlten tausend Jahren im Internet“. Über ein Paar Schuhe und wer diese wann und wo trug, kann sie stundenlang fachsimpeln. Das kommt ihr heute zugute.  

Sie selbst hat immer davon geträumt, in der Mode zu arbeiten. Jones ist in einer Familie von Mormonen aufgewachsen, „nah an der Kirche“. Als Kind freute sie sich stets auf die Sonntage, wenn sie zum Gottesdienst ihr liebstes Kleid trug, ein schwarzes Samtkleid mit großen Ärmeln und Pailletten. Nach der Schule lebte sie einige Jahre auf Hawaii, modelte dort nebenbei in einer Shopping Mall und kam so erstmals mit Designermode in Berührung. Das Modeln selbst mochte sie nie wirklich. „Aber so konnte ich Dior, Chanel, Versace tragen, all die Designer, die ich mir selbst nie hätte leisten können.“  

Als sie 2006 nach Los Angeles zog, versuchte sie sich zunächst als Stylistin, doch das sei nichts für sie gewesen. Dann fragten immer mehr Freunde und Bekannte, ob sie nicht gegen Bezahlung für sie durch die Thrift Stores der Stadt ziehen könnte, weil sie auf ihren Streifzügen immer so tolle Stücke fand. 2017 eröffnete sie Aralda Vintage, seit 2019 befindet sich der Laden an seinem aktuellen Ort. Benannt hat sie die Boutique nach ihrem Großvater Aralda Jones, der in Eureka im Bundesstaat Utah in einem Trailer lebt und jeden Tag einen gestreiften Overall, ein Polo-Shirt und einen marineblauen Fischerhut trägt.   Bei Aralda Vintage hängen, anders als im Trailer des Großvaters, eklektische Roben, viel Glitzer und Pailletten, aber auch schlichtere Blazer und Hosen. „Hier kann eigentlich jeder etwas finden“, sagt Jones. Also: jeder mit dem nötigen Kleingeld. Nicht alle Stücke sind dabei verkäuflich. Jones ist eine Sammlerin, ihr modisches Archiv ist wesentlich größer als das, was sie bei Aralda Vintage ausstellt. Für Modeshootings oder für Red-Carpet-Events verleiht sie auch Stücke aus ihrer Sammlung.   Eine besondere Herausforderung sei dabei das Sizing, also die richtige Größe zu finden. „Nicht alle Kundinnen passen in die primär kleinen Größen, besonders Vintage-Mode aus den Vierziger- und Fünfzigerjahren ist einfach für kleinere Frauen gemacht.“ Auch Kim Kardashian rief viel Kritik hervor, als sie das Marilyn-Monroe-Kleid trug, weil sie das gute Stück angeblich beschädigt hatte. Später stellte das Privatmuseum, das ihr das Kleid geliehen hatte, klar, dass die Nähte schon vorher beschädigt gewesen seien. Abgesehen davon ist das Kleid ohnehin zeitlos – anders als das Frauenbild, das Kardashian verkörpert. So soll sie, um hineinzupassen, mehr als sieben Kilogramm abgenommen haben.  

Für eine passionierte Sammlerin wie Jones ist die Vorstellung, seltene und kostbare Kleidung nach dem Verleihen beschädigt zurückzubekommen, jedenfalls ein Graus. Die Leidenschaft fürs Sammeln hat sie wohl von ihren Eltern geerbt, die professionelle Sammler antiker Möbelund Designgegenstände waren. „Unser Wohnzimmer glich einem Filmset aus den Zwanzigerjahren“, sagt sie. Ähnlich wie ihre Eltern findet sie Kleider auf spezialisierten Messen; vieles wird ihr auch von professionellen Händlern oder Privatpersonen angeboten. Und natürlich verbringt sie viel Zeit im Internet. Nur in anderen kuratierten Vintage-Läden würde sie nichts kaufen – weil sich die Marge dort nicht mehr lohne. Und weil sie selbst wisse, wie viel Herzblut in der Zusammenstellung einer Auswahl steckt. „Da käme ich mir wie eine Diebin vor.“   Lange hatte Jones die Regel, keine Kleider zu erwerben, die jünger sind als 20 Jahre. Mittlerweile sieht sie das nicht mehr so streng – was sicher auch daran liegt, dass Vintage-Mode heute nicht mehr zu „Vintage“oder „alt“ aussehen soll; vielmehr ist eine zeitlose visuelle Sprache gefragt.  

Das Sammeln von Mode sei mittlerweile für eine wachsende Zahl von Menschen auch eine Wertanlage, sagt Jones. „Vor einer Weile habe ich ein Chanel-Kleid erworben, dessen Wert sich innerhalb kürzester Zeit verdreifacht hat.“ Das erklärt auch, warum einem beim Blick auf einige Preisschilder in ihrer Boutique die Augen übergehen. „Manche Menschen schütteln ungläubig den Kopf, wenn ein gebrauchtes Kleid mal eben 4000 Dollar kosten soll“, sagt sie. „Dass es dieses Kleid in dem Zustand kaum noch gibt auf der Welt, sehen sie dabei nicht. Die Annäherung an Vintage-Mode ist nicht zuletzt eine Frage des richtigen Mindsets.“   Ihr eigenes Mindset – und ihr Gespür für den richtigen Stoff – bringen Jones auch Aufträge ein, die über die Arbeit rund um Aralda Vintage hinausgehen. Für die zweite Staffel der populären Serie „Euphoria“ hat sie ein gesamtes Ankleidezimmer ausgestattet, in dem die Schauspielerin Alexa Demie in einer Szene in diverse Kleider schlüpft. Im L.A.-Store von Marc Jacobs hat sie kürzlich eine Vintage-Ecke kuratiert. Für Jones, die schon immer ein Fan des Designers war, schloss sich damit ein Kreis.  

Dass Designer in ihren Boutiquen zunehmend auch Vintage-Kleider verkaufen, ist immer öfter zu beobachten. Warum sollten sie sich das Geschäft mit den begehrten Vintage-Kleidern entgehen lassen? Einige Modelabels bleiben dabei ihrer eigenen Marke treu. Unter dem Motto „Valentino Vintage“ bietet zum Beispiel das italienische Modehaus seit vergangenem Jahr auf Pop-up-Events eine kuratierte Selektion eigener Vintage-Kleidung an. Andere gehen noch einen Schritt weiter: So legte Dior 2018 die ikonische Saddle Bag aus den frühen Nullerjahren wieder auf – als Reaktion auf die auf Vintage-Plattformen explosionsartig gestiegenen Suchanfragen.   Mit den neuen alten Sachen verhält es sich dabei allerdings so, wie man es aus der Auto- oder der Möbelbranche kennt: Natürlich kann man sich einen brandneuen Porsche oder Eames Chair kaufen. Wer Wissen, Geschmack und Geld hat, greift aber vermutlich doch zum Jahrgangs-Liebhaberstück. 

Quelle: F.A.z. Magazin

Pool, Palmen, eine Villa und ein Rundumblick über Los Angeles: Der Mulholland Drive in den Hollywood Hills ist das richtige Setting für eklektische Mode des Moments. Von gestern für heute: gute Aussichten!

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